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27.05.2016

Mehrkämpfer brennen auf den Saisonstart in Götzis

20 Zehnkämpfer mit Bestleistungen jenseits der 8.000 Punkte. 29 Siebenkämpferinnen, die die 6.000-Punkte-Marke schon geknackt haben: Das Hypomeeting Götzis lockt am kommenden Wochenende wieder einmal die besten Allrounder der Welt. Und kaum jemand, der Rang und Namen hat, lässt sich das Spektakel im Möslestadion entgehen.

Rico Freimuth
© Bildnachweis: Matthias Piekacz

Die Einladungen für das hochkarätigste Mehrkampf-Meeting der Welt sind heiß begehrt. Zu den Aushängeschildern zählen in diesem Jahr Vize-Weltmeister Damian Warner (Kanada), der Olympia-Vierte Hans van Alphen (Belgien), Hallen-Weltmeisterin Brianne Theisen-Eaton (Kanada) und die Götzis-Siegerin von 2014 Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien).

Dass auch zwölf DLV-Athleten zu den geladenen Gästen zählen zeigt, wie gut es derzeit in Deutschland um den Mehrkampf bestellt ist. Ein deutscher Zehnkämpfer allerdings muss schweren Herzens verzichten: Der Hallen-WM-Dritte im Siebenkampf Mathias Brugger (SSV Ulm 1846) hat sich vor 14 Tagen eine Zerrung im Oberschenkel-Beuger zugezogen. Ein Start in Götzis wäre zu risikoreich.

Für alle weiteren elf DLV-Teilnehmer konnten Zehnkampf-Bundestrainer Rainer Pottel und Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne grünes Licht geben. Die meisten von ihnen würden liebend gerne schon in Götzis den Sack zumachen in Sachen Olympia-Qualifikation – kein leichtes Unterfangen. Bei 8.100 und 6.200 Punkten liegen die Normen, die allein jedoch nicht reichen dürften.

Rico Freimuth beißt die Zähne zusammen

Eine besondere Ausgangslage wartet auf den WM-Dritten Rico Freimuth (SV Halle): Aufgrund seines Erfolges vom Vorjahr kann er unabhängig von den Leistungen der Konkurrenz mit einem Resultat von 8.200 Punkten fest mit den Olympischen Spielen in Rio (Brasilien; 12. bis 21. August) planen.

Dieses Ziel treibt ihn an, auch wenn Unterschenkel-Probleme zuletzt seine Vorbereitung behinderten. „Wir haben am Mittwoch einen letzten Test gemacht, der war in Ordnung“, sagt sein Heimtrainer Wolfgang Kühne. „Rico will auf alle Fälle starten.“ Unter anderem die Hürden und den Hochsprung habe der 8.561-Punkte-Zehnkämpfer allerdings länger nicht trainieren können.

Kai Kazmirek optimistisch

Große Vorfreude und Optimismus versprüht in den sozialen Medien schon seit Wochen der Vorjahressieger von Götzis Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied). Nach 44,79 Metern mit dem Diskus und 13,98 Metern mit der Kugel verkündete er am vergangenen Sonntag: „Ich kann es kaum erwarten endlich loslegen zu dürfen.“ Kazmirek habe durchgängig gut trainieren können, erklärte Rainer Pottel, dies gebe ihm die innere Ruhe, den Wettkampf in Götzis zuversichtlich anzugehen.

Mit dem WM-Neunten von 2011 Jan-Felix Knobel (Königsteiner LV) sowie dem Hallen-Vize-Europameister Arthur Abele (SSV Ulm 1846) sind die weiteren deutschen Olympia-Kandidaten benannt. Alle Vier können 8.200 und mehr Punkte erzielen, das haben sie bereits mehrfach gezeigt.

"Kräfte gut einteilen"

Spannend machen den Wettbewerb viele unsichere Komponenten. Abele steht vor seinem ersten Zehnkampf nach seinem Achillessehnen-Riss im April 2015. Im April 2016 wurde er Vater von Söhnchen Jay Travis – zugleich Motivationsschub und Grund für einige schlaflose Nächte. Knobel hat sich nach vielen Verletzungen im vergangenen Jahr mit einem 8.000er zurückgemeldet und will jetzt mithilfe seiner herausragenden Würfe die nächste Schippe draufpacken. Freimuth muss den jüngsten Trainingsausfall kompensieren. „Hier gilt es, sich die Kräfte gut einzuteilen“, sagt Rainer Pottel.

Ein anderes Ziel als die Arrivierten hat der Jüngste im deutschen Zehnkampf-Quintett: Der Dritte der U20-WM von 2014 Tim Nowak (SSV Ulm 1846) hofft bei seiner Götzis-Premiere auf das erste 8.000-Punkte-Resultat, das ihm einen Startplatz bei den Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. Juli) bescheren dürfte.

Carolin Schäfer in starker Form

Auch im Siebenkampf werden sich wohl vier hochdekorierte DLV-Athletinnen um drei Olympia-Tickets streiten: Carolin Schäfer (TV Friedrichstein), im Vorjahr in Götzis-Zweite, die WM-Fünfte Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt), Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) – mehrfache internationale Medaillengewinnerin – und Lilli Schwarzkopf (SSV Ulm 1846), Olympia-Zweite von London.

Wolfgang Kühne hat für Götzis besonders Carolin Schäfer auf der Rechnung, die unter anderem mit neuer Kugelstoß-Bestleistung (14,53 m) und viel Selbstbewusstsein aus erfolgreichen Test-Wettkämpfen anreist. Claudia Rath mischte zuletzt in Bad Langensalza im Weitsprung mit 6,62 Metern sogar bei den Spezialistinnen vorne mit.

Bei Jennifer Oeser und Lilli Schwarzkopf stellt sich die Frage, wie weit sie in Götzis schon wieder an einmal Geleistetes anknüpfen können. Mit Bestleistungen von 6.683 und 6.659 Punkten sind sie die Nummer zwei und vier der Meldeliste, verloren aber in den vergangenen Jahren mit einer hartnäckigen Fußverletzung (Oeser) sowie einem Achillessehnen-Riss (Schwarzkopf) zeitweilig den Anschluss.

Cindy Roleder mit Olympia-Norm im Rücken

Befreit kann in Götzis Cindy Roleder auftreten. Die Olympia-Norm hat die Leipzigerin schließlich schon in der Tasche – im Hürdensprint. Der Fokus auf Götzis: eine willkommene Abwechslung sowohl mental als auch im Trainingsalltag, bevor für die Vize-Weltmeisterin wieder die Hürden in den Mittelpunkt rücken.

Zweite deutsche Debütantin in Götzis ist neben Tim Nowak die Leverkusenerin Anna Maiwald. Die Siegerin der Universiade hat sich im vergangenen Jahr auf 6.111 Punkte gesteigert. Gelingt ihr am Wochenende ein ähnlich gutes Ergebnis, dürfte ihr der EM-Startplatz sicher sein – hier liegt die Norm bei 5.950 Punkten.

Wer letztendlich nach Amsterdam fährt, und wer nach Rio? Götzis wird am kommenden Wochenende einen Vorgeschmack geben, das Mehrkampf-Meeting in Ratingen (25./26. Juni) den finalen Ausschlag. (Quelle: Silke Morrissey|DLV)


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