Der Leistungssport macht sich fit für die Zukunft
Wir sind auf einem guten Weg, den Leistungssport grundsätzlich und nachhaltig zu reformieren, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, am Mittwoch zum Abschluss der Bundestrainer-Konferenz in Hannover.
Es gilt jetzt, im Tagesgeschäft bis Rio im Sommersport alles zu tun, was für die dortigen Erfolge getan werden muss und parallel das jetzige, über Jahrzehnte gewachsene Sportsystem genau zu analysieren, um nach Rio die Weichen neu stellen zu können. Und zu dieser so wichtigen Reform gehört der Nachwuchsleistungssport elementar dazu.
Bei der dreitägigen Veranstaltung mit dem Thema Podium 2024 Weichenstellungen im Nachwuchsleistungssport diskutierten rund 120 Bundestrainer/innen, dazu rund 80 weitere Verantwortliche im Leistungssport unter anderem die Situation der Trainerinnen und Trainer, nicht nur im Nachwuchsleistungssport. Dabei wurden verschiedene Aspekte beleuchtet wie duale Karriere, Nachwuchsförderung in den Ländern, Medizin und Gesundheitsmanagement sowie die unterschiedlichsten Anforderungen und Möglichkeiten in den verschiedenen Sportarten, außerdem fanden Workshops mit ausländischen Experten aus dem internationalen Nachwuchsleistungssport statt.
Fortschritte in der Trainerausbildung
Hörmann wies darauf hin, dass die Veränderung des Spitzensports bereits in vollem Gange sei: Wir haben ja, ohne strukturell Korrekturen vollzogen zu haben, bereits einiges optimiert. Im Wintersport wurden seit Sotschi in mehreren Verbänden unter aktiver Begleitung des DOSB einige sehr positive Veränderungen vollzogen. Außerdem konnte der DOSB-Präsident auf Fortschritte in der Trainer-Ausbildung verweisen. Noch vor gut einem Jahr hatte er bei der gleichen Veranstaltung versprochen, dass ein Problem, nämlich ein Bachelor-Abschluss für die an der Trainerakademie in Köln ausgebildeten Trainerinnen und Trainer als wesentliches Element, zeitnah gelöst würde. Das Problem ist nun gelöst. Der Diplomtrainer-Abschluss an der Trainerakademie des DOSB ermöglicht durch eine Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule Köln einen verkürzten Bachelor-Studiengang Sport und Leistung.
Viel Bewegung im deutschen Leistungssport
Dass jetzt schon viel in Bewegung ist im deutschen Leistungssport, bestätigten Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport im Bundesministerium des Inneren, sowie Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses. In der Podiumsdiskussion am öffentlichen Schlusstag der Konferenz sprachen beide davon, dass der Veränderungswille im Sport klar erkennbar sei und die richtigen Weichen gestellt würden. Die Politik sieht die richtigen Leute an der richtigen Stelle, die die Probleme im deutschen Leistungssport anpacken und gemeinsam das System nicht gegeneinander, sondern miteinander reformieren. Das war auch dem DOSB-Präsidenten ein Anliegen. Auf die Frage, warum der Spitzensport in Deutschland erfolgreicher wird, antwortete er: Weil wir jetzt Schritt für Schritt zu einer offenen Kommunikation und einer vertrauensvolleren Zusammenarbeit mit allen beteiligten Partnern und auch innerhalb Sportdeutschlands kommen.
An erster Stelle steht Richtlinienkompetenz der Spitzenverbände
Das ist auch der Wunsch der verantwortlichen Trainer: Engere Zusammenarbeit der verschiedenen Player, aber auch klare Zuständigkeiten, klare Strukturen werden gefordert. Für Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im DOSB, ist einer der wichtigsten Punkte, was die Bundestrainer-Konferenz als ein Ergebnis ihres Schwerpunktes Nachwuchsleistungssport festhielt: Die Richtlinienkompetenz der Spitzenverbände steht an erster Stelle. Das heißt, dass die gemeinsame Leitphilosophie von der Spitze bis in die Landesverbände hinein bei Mitnahme aller Beteiligten im konstruktiven Dialog gelebt werden soll, so wie es bei erfolgreichen Verbänden wie Fußball oder Ski bereits umgesetzt wird. Auch an den Bundes- und Olympiastützpunkten muss künftig klarer strukturiert, die Landes- und Bundesförderung abgestimmt verzahnt werden. Bisher fehlen klare Verantwortlichkeiten. Das müssen wir ändern, sagte Holger Hasse, Cheftrainer des Deutschen Badminton-Verbandes. Bei all dem nimmt der DOSB eine Führungsrolle ein, die von vielen Seiten gewünscht wird. Reinhard Rawe, Vorstandsvorsitzender des LSB Niedersachsen, brachte es auf den Punkt: Ein Team braucht einen Teamleader, und das kann nur der DOSB sein.
Eliteschulen brauchen flexible, individuelle Programme
Der nächste wichtige Punkt im Nachwuchsleistungssport sind die Eliteschulen des Sports. Die Bundestrainer-Konferenz hat den Schlüsselbegriff geändert und legt künftig Wert auf eine duale Leistungssportkarriere, bei der sich die Schule auf die Anforderungen im Leistungssport abstimmt und nicht umgekehrt. Dem stimmte auch Dirk Loßack, Staatssekretär im Ministerium für Schule und Berufsbildung in Schleswig-Holstein und Vorsitzender der Kommission Sport der Kultusministerkonferenz, uneingeschränkt zu. Hauptforderungen in Sachen Eliteschulen sind dabei flexible, individuelle Programme wie Schulzeitstreckung, additives Abitur, online-basierte Lernplattformen oder flexible Ferienzeiten.
Position der Trainer muss verbessert werden
Nach wie vor bleibt die Anerkennung und die Position der Trainer ein bedeutsames Thema, das es weiterhin zu verbessen gilt, um jungen und talentierten Kräften eine Perspektive zu bieten und ihnen nicht nur guten Gewissens den Trainerberuf empfehlen zu können, sondern sie auch im Beruf und im Land halten zu können. Von ihrer Vergangenheit mit befristeten Verträgen und den entsprechenden Problemen berichtete auch Beate Ludewig, Bundestrainerin Jugend des Deutschen Schwimmverbandes. Zwar hat sich auch in diesem Bereich in den vergangenen Monaten einiges verbessert, aber auch dort versprach der DOSB-Präsident, weitere Optimierungen anzustreben.
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