Schülerlieferant Kanuslalom
Wieder zwei Neuzugänge an der Sportschule.
Momentan gibt es einen Abwärtstrend der Schülerzahlen an der Sportschule Halle, wie die regionalen Online- und Printmedien berichteten. Umso wichtiger ist es, dass man zuverlässige Talentschmieden wie das Landesleistungszentrum Kanuslalom im Böllberger Sportverein mit regionaler und überregionaler Strahlkraft hat. Seit 2003 wurden in der Sportart Kanuslalom jährlich mindestens zwei Schüler auf die Sportschule Halle eingeschult. Viele dieser Sportler haben dort auch ihren Abschluss gemacht und waren gleichzeitig auch sportlich erfolgreich. Oftmals gehen eingeschulte Sportler noch vor dem Abschluss von der Sportschule ab. Die Kanuslalom-Schüler, haben zu 80 Prozent mit einem Abitur- oder Realschulablschluss die Sportschule absolviert. Die Leistungen der Wildwasserkanuten sind dabei über die Jahre stets sehr konstant.
Vor einem halben Jahr sind wieder zwei talentierte Nachwuchstalente aus Thüringen in die Sportschulen Halle eingeschult worden. Stella Mehlhorn (Gera) und Constanze Feine (Jena) haben mit Tom Lorke, dem ehemaligen Sportgymnasiasten und C2 Team-Weltmeister 2010 im Kanuslalom über Wünsche, Hoffnungen sowie die ersten Eindrücke gesprochen.
Tom: Erzählt mal kurz über euch, wo kommt ihr her und wie alt seid ihr eigentlich?
Stella: Ich heiße Stella Mehlhorn. Ich bin 15 Jahre alt, komme aus Gera und gehe momentan in die neunte Klasse des Sportgymnasiums in Halle. Bis 2014 war ich am Osterland Gymnasium in Gera.
Constanze: Also, mein Name ist Constanze Feine. Ich bin auch 15 Jahre alt, stamme aus Jena und gehe in die neunte Klasse auf der Sportschule in Halle. Bevor ich auf die Sportschule kam war ich auf der Lobdeburgschule in Jena
Tom: Wie seid ihr zum Kanuslalom und damit auf die Sportschule in Halle gekommen?
Stella: Freunde meiner Eltern haben Kanuslalom gemacht und durch diese bin ich dort irgendwie hinein gerutscht. Im Boot sitze ich jetzt schon seit 2007. Zuerst war ich unentschlossen, ob ich wirklich auf die Sportschule möchte, habe mich dann aber Ende 2013 doch dafür entschieden.
Constanze: Mein Bruder fährt seit Jahren Kanuslalom, der hat mich dann dazu bewegt, auch damit anzufangen. Ich habe erst relativ spät, also 2012, mit Kanuslalom angefangen. Die Entscheidung, auf die Sportschule zu gehen, habe ich 2013 selbst getroffen, da ich mich im Sport weiterentwickeln wollte.
Tom: Wie war euer erster Eindruck von dem neuen Umfeld, dass euch ab sofort eine Weile begleiten wird?
Stella: Anfangs war es für mich eine große Umstellung. Ich musste mich erst an das Zeitmanagment der Sportschule gewöhnen, habe dann aber festgestellt, dass es mir leichter fiel, Sport und Schule unter einen Hut zu kriegen. Das Trainingspensum ist hier viel höher als vorher. Ich hatte, bevor ich auf die Sportschule kam, nur 3-mal in der Woche Training, jetzt sind es zwei Trainingseinheiten am Tag. Ich konnte mich vorher öfter noch auf die Schule konzentrieren, was jetzt nicht mehr so oft möglich ist. Es wird jedoch darauf geachtet, dass auch diese nicht zu kurz kommt.
Constanze: Ich fand die Schulzeiten sehr ungewöhnlich. In Jena hatte ich nie bis 16.30 Uhr Schule. Ich denke, mich daran zu gewöhnen wird schwierig. Aber es ist nicht anders möglich, zwei Trainingseinheiten am Tag zu gewährleisten, daher nehme ich es in Kauf."
Tom: Was gefällt euch am Leben hier auf der Sportschule und was nicht?
Stella: Die Trainingsmöglichkeiten sind hier viel besser. Die Schule ermöglicht uns einen optimalen Trainingsbetrieb und natürlich auch eine gute schulische Ausbildung. An meiner alten Schule war es schwierig, eine Freistellung für Trainingslager zu bekommen, was hier ohne Probleme funktioniert, wenn die schulischen Leistungen ebenfalls stimmen. Das Leben im Internat gibt einem mehr Freiheiten als man zu Hause hätte, aber zu Hause ist es eben doch am schönsten.
Constanze: Ich finde es super, dass die Trainingswege hier viel kürzer sind als zu Hause, dadurch verschwende ich nicht mehr großartig Zeit, um zum Training zu kommen. Mir gefällt außerdem, dass wir hier mehr Trainingslager wahrnehmen können, denn hier wird mehr Rücksicht auf den Sport genommen. Auch das Internatsleben bietet einem die Möglichkeit, nach einem harten Arbeitstag neue Energie zu schöpfen.
Tom: Wie findest du den Trainingsbetrieb im BSV Halle?
Stella: Das Training in Halle ist organisierter als in Gera. Die BSV-Trainer waren bis vor kurzem selbst noch aktive Sportler, was die Beziehung zwischen Sportler und Trainer auflockert. Da die Trainer manchmal sogar selbst ins Boot steigen, können Technikfragen nicht nur vom Rand aus beantwortet werden. Es wird uns viel ermöglicht, z.B. die Fahrten zwischen Markkleeberg und Halle zweimal in der Woche. Die Einheiten auf dem Kanal sind wichtig für uns, um unsere Wildwassersicherheit auszubauen. Unsere Trainingsgruppe ist eine coole Runde, wir haben viel Spaß miteinander und da auch ältere, erfahrenere Sportler mit uns trainieren kann man sich auch einiges abschauen.
Constanze: Dadurch, dass man jetzt mit vielen anderen Aktiven im Leistungssport trainiert, ist man selber auch mehr dazu animiert, alles aus sich rauszuholen, da man ja auch untereinander wetteifert. Ich finde die Betreuung durch die Trainer auch sehr gut, sie gehen auf uns ein, egal ob Sport, Schule oder Privates. Ich mag außerdem das Böllberger Bootshaus direkt unten an der Saale. Es ist ein sehr idyllischer Ort, um auch mal außerhalb der Trainingszeiten zu relaxen.
Tom: Fühlt ihr euch fit für die kommenden Jugend/Junioren Nationalmannschaft Qualifikationsrennen in Augsburg und Lofer?
Stella: Das kann ich so gar nicht sagen. Bei mir kommt es auch viel auf die Tagesform an. Die Einheiten in Markleeberg liefen meisten ziemlich gut. Ich denke das Wintertraining hat mir gut getan, auch wenn gerade diese Trainingsperiode nicht die schönste ist. Die Vorbereitungen auf die Quali waren gut und ich hoffe, dass sich das auch bezahlt macht.
Constanze: Das Bootsgefühl ist eigentlich ziemlich gut, aber ich kenne mich: kurz vor dem Start bin ich höchstwahrscheinlich wieder sehr aufgeregt. Ich muss eigentlich nur diese Aufregung ablegen, dann kann ich das Gelernte auch aufs Wasser bringen.
Tom: Was habt ihr denn für Ziele im Sport als auch in der Schule?
Stella Mehlhorn: Ich muss zugeben, momentan hab ich keine konkreten Ziele für den Sport. In erster Linie möchte ich Spaß am Sport haben und die Zeit genießen in der ich meinem Hobby nachgehen kann. Das Abitur 2019 ist natürlich schulisch gesehen mein Hauptziel, aber auch hier habe ich ja noch ein bisschen Zeit (lacht)
Constanze: Der Traum von jedem Sportler ist es natürlich, einmal in der Nationalmannschaft sein eigenes Land bei internationalen Wettkämpfen zu vertreten. Um dieses Ziel zu erreichen, werde ich versuchen mein Bestes zu geben. Und das Abitur hätte ich auch ganz gerne bis 2019 in der Tasche.
Tom: Ok dann danke ich euch erst mal für das Interview. Wenn ihr hoffentlich später mal sehr erfolgreich sein werdet, müsst ihr euch noch öfter solche Fragen stellen lassen (lacht). Ich wünsche euch alles Gute für die Quali und drücke euch die Daumen.
Das Interview führte Tom Lorke.
Tom war an der Sportschule Halle von 2003-2011 in den Sportart Schwimmen und wechselte 2009 zu Kanuslalom. Derzeit bereitet er sich auf ein Studium Medien-und Kommunikationswissenschaften vor.