Olympiasieger Ihle macht 4. Olympiateilnahme perfekt!
67 Nationen trafen sich am vergangenen Wochenende zum ersten großen vorolympischen Kräftemessen der Weltelite der Rennkanuten. Bis auf Ungarn und Rumänien waren alle großen Kanunationen am Start. Für die deutschen Rennkanuten ging es in einigen Disziplinen um die Erringung der noch offenen Quotenplätze und zum anderen um einen ersten internationalen Leistungsnachweis.
Laut Nominierungkriterien hatten die Mitglieder der Kernmannschaft – das sind die WM-Medaillengewinner des Vorjahres und diejenigen, die knapp dahinter in den WM-Finals die Quotenplätze für das deutsche Team erkämpften – die Möglichkeit sofort und direkt das Ticket für London zu lösen. Die Anforderungen waren klar. Bei Start von zwei deutschen Booten in einer Disziplin mußten Einzelstarter bzw. Mannschaft bestes deutsches Boot sein, denn bei Olympia ist nur ein deutsches Boot pro Disziplin startberechtigt. Weiterhin ist eine Siegleistung erforderlich oder das Ergebnis darf nur 1,5 Prozent hinter der Siegleistung liegen.
Die WM-Fünften des Vorjahres Hollstein-Ihle haben in Szeged 2011 den Quotenplatz für Deutschland erkämpft und zählen damit zur Kernmannschaft. Im K2 1000m waren alle WM-Medaillengewinner des Vorjahres am Start. Zusätzlich hatte sich unsere Mecklenburg-Vorpommersche – Sachsen-Anhaltinische Kombination mit Torben Fröse (KG Essen) und Kostja Stroinski (SC Berlin-Grünau) auseinanderzusetzen. Diese Beiden hatten sich bei den nationalen Sichtungen vor einigen Wochen mit sehr guten individuellen Leistungen für den erweiterten Kader empfohlen und gingen als zweites deutsches Boot an den Start.
Im Vorlauf setzten Hollstein-Ihle schon ein erstes Achtungszeichen. Mit den niedrigsten Schlagfrequenzen fuhren sie die schnellste Zeit. Das war gut, mußte aber nichts heißen, denn die Vorläufe sind oft auch von taktischen Spielereien geprägt.
Im Zwischenlauf kam es dann schon zum Aufeinandertreffen beider deutscher Boote. Drei Boote kamen weiter. Beide Boote hätten ins Finale fahren können. Doch während Hollstein-Ihle auch diesmal souverän ihren Zwischenlauf vor den Vorjahresweltmeistern Peter Gelle/ Erik Vlcek aus der Slovakei gewannen, blieb für die Kombination Fröse-Stroinski nur Platz fünf – ausgeschieden und eine Korrektur des Ergebnisses im Finale war damit nicht mehr möglich. Hollstein-Ihle hatten ein Nominierungskriterium – bestes deutsches Boot – bereits am Freitag erfüllt. Im Finale am Samstag konnten sie sich voll auf die internationale Konkurrenz konzentrieren. Alle WM-Medaillengewinner waren am Start. Eine Siegleistung mußte her oder maximal 1,5 Prozent Rückstand zum Sieger, das heißt bei ca. 3:20min Fahrzeit nicht mehr als 3 Sekunden Rückstand.
Im Finale hielten sich Andreas Ihle und sein Partner anfangs im Mittelfeld auf. Bei 500m waren sie Dritter, hatten 1 Sekunde Rückstand auf die führenden Portugiesen. Auf der zweiten Hälfte machten Hollstein-Ihle, ähnlich wie bei ihrem Olympiasieg vor vier Jahren in Peking und bei ihrem WM-Sieg 2010 ebenfalls in Poznan, ernst! Sie übernahmen bei ca. 600m die Führung. Im Endspurt griffen die auf der Nebenbahn im Sog des deutschen Bootes fahrenden WM-Siebenten aus Spanien Hernanz Agueria Javier –Cosgaya Noriega Diego unsere beiden Jungs nochmal an. Hollstein-Ihle hielten auch diesmal dagegen. Mit 0,452 Sekunden Vorsprung gewannen unsere Sportler und sicherten sich neben dem Weltcupsieg vor allem das Ticket für London! Potugal wurde Dritter. Die WM-Medaillengewinner aus der Slovakei, Russland und Schweden belegen die Plätze vier, fünf und sechs.
Wenn nicht Krankheit, Verletzung oder andere Widrigkeiten das Vorhaben Olympia verhindern, werden es für Andreas Ihle nach Sydney 2000 (4.Pl.), Athen 2004 (2.Pl.) und Peking 2008 (1.Pl.) die vierten Spiele und wenn es gelingt, die Formkurve noch weiter ansteigen zu lassen und das Ergebnis im möglichen Finale nicht wie im Vorjahr vom Wind beeinträchtigt wird, dann könnte es etwas werden mit der noch fehlenden olympischen Bronzemedaille oder vielleicht sogar noch etwas mehr…
Weitere Sieger am Samstag waren der C2 über 1000m mit den Potsdamern Kretschmer-Kuschela, die überraschend die Weltmeister Wylencik-Holtz (Essen-Sachsen) schlugen und der K4 der Damen über 500m. Da beide Boote aus Quereinsteigern (keine Kernmannschaftsmitglieder) bestehen, müssen die Sportler ihre Leistungen am kommenden Wochenende beim Weltcup in Duisburg bestätigen. Hollstein-Ihle dagegen sind durch. Die Rennen in Duisburg haben nur noch wettkampfspezifischen Trainingscharakter.