Deutsche Meisterschaften Schwimmen - Olympiaqualifikation in Berlin
Auch am vierten und letzten Wettkampftag der Deutschen Meisterschaften in Berlin lieferten die Schwimmstars Isabel Gose, Lukas Märtens und Florian Wellbrock in gewohnter Manier absolute Topleistungen ab.
Mit Artem Selin (SC Wiesbaden 1911) und Marek Ulrich (SSG Leipzig) konnten sich am Sonntag aber auch noch zwei weitere Athleten Einzelstarts bei den Olympischen Spielen in Paris (FRA/26. Juli – 10. August) sichern. Im nun beendeten Qualifikationszeitraum empfahlen sich insgesamt neun Frauen und 15 Männer mit erfüllten Einzelnormen oder Top-vier-Platzierungen in Staffeldisziplinen für eine Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), über den endgültigen Nominierungsvorschlag wird im Nominierungsausschuss des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) am 02. Mai aber noch einmal abschließend beraten, auch mit Blick auf etwaige Staffelabsicherungen.
Im kürzesten Rennen dieser Titelkämpfe, den 50m Freistil, schlug Artem Selin nach 21,90 Sekunden vor dem neuen 100m-Rekordler Josha Salchow (SV Nikar Heidelberg/22,06) an, die Olympianorm unterbot der Junioren-Europameister von 2019 damit um sechs Hundertstel. „Seit drei Jahren bin ich solchen Zeiten immer nur hinterhergerannt. Um so glücklicher bin ich jetzt, dass ich sie nun wieder zeigen konnte“, meinte Kraftpaket Selin, der seit Jahresbeginn sein Gewicht um rund zehn Prozent auf 90 Kilogramm reduziert hatte. „Die letzten 15 Meter gehen aber noch besser, der deutsche Rekord ist eines meiner Ziele. Ich freue ich mich sehr auf Paris.“
Das Gleiche gilt auch für Marek Ulrich, der bei einem zusätzlichen Zeitlauf im Anschluss an das letzte Finale mit 53,71 Sekunden die Einzelnorm über 100m Rücken (53,74) im Alleingang doch noch unterbot. Im regulären Einzelrennen am Donnerstag war Ulrich sieben Zehntelsekunden langsamer gewesen und damit deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben, aber zur Absicherung der Lagenstaffel hatten die DSV-Verantwortlichen dem laut Regelwerk möglichen Zusatzversuch zugestimmt. Ulrich zeigte nervenstark, dass sein Trainer Frank Embacher zu Recht an seine Fähigkeiten geglaubt und den Time Trial initiiert hatte. Die gute gefüllte Halle kam dabei noch einmal so richtig zum Beben. „Das hätte das letzte Rennen meiner Karriere sein können, aber jetzt kommen doch noch weitere in Paris. Auf den letzten Metern hat mich das Publikum in der SSE getragen, das ist unfassbar“, meinte Ulrich. Das Tattoo mit den Olympiaringen auf dem rechten Oberarm, welches er seit seinem Start in Tokio 2021 trägt, hatte bislang eine offene Stelle, nun wird er diese mit dem Schriftzug Paris 2024 schließen.
Schwimm-DM: Zweiter Olympiastart für Sven Schwarz
Den Titel auf der längsten Becken-Strecke, den 1500m Freistil, sicherte erwartungsgemäß Florian Wellbrock (SC Magdeburg) in 14:42,28. Der zweite Olympiastartplatz für Paris geht auf dieser Strecke an Sven Schwarz (Waspo 98 Hannover), dessen von Rippenschmerzen geplagter Kontrahent Oliver Klemet (SG Frankfurt) zeigte sich zu einem echten Duell an diesem Tag nicht wirklich in der Lage. „Fürs Ego war es gut, heute diese Strecke zu gewinnen, nachdem es auf den anderen beiden Strecken nicht ganz so gut gelaufen war“, meinte Wellbrock. Mit Blick auf Paris sieht sich der Freiwasser-Olympiasieger von Tokio jedenfalls weiter im Soll: „Alle wissen, dass die 1500 Meter und die 10 Kilometer meine Paradestrecken sind. Deswegen können wir da nun Vollgas geben und uns darauf konzentrieren.“ Nächste Woche wird Wellbrock übrigens in Sevilla nun bei den Freiwasser-Meisterschaften Spaniens starten. „Die finden in einem Fluss statt, also bei ähnlichen Bedingungen wie dann in Paris. Da freue ich mich schon drauf.“
Seine Vereinskollegin Isabel Gose sicherte sich über 800m Freistil (8:19,48 Minuten) auch noch das vierte Gold bei diesen Titelkämpfen. Seinen dritten Sieg feierte zudem Lukas Märtens über 200m Rücken (1:56,00), zum deutschen Rekord fehlten hier nur 13 Hundertstel. Weltmeisterin Angelina Köhler (SG Neukölln Berlin) erkämpfte sich über 50m Schmetterling in 25,99 Sekunden den zweiten Triumph bei ihrem Heimspiel. „Ich bin zufrieden mit meinen Rennen hier, ich konnte einiges ausprobieren. Ab jetzt liegt der Fokus aber nur noch voll auf Paris“, sagte Köhler anschließend.
Starke Leistungen zeigten aber nicht nur die gestandenen Stars, sondern auch die Nachwuchshoffnungen. So wurde Nina Jazy (SG Essen/Jahrgang 2005) Meisterin über die 50m Freistil mit neuer Bestzeit von 24,91 Sekunden. „Ich bin zufrieden mit der Zeit, erstmals unter 25. Olympia war natürlich das Ziel, aber ich denke, das werde ich dann eben in vier Jahren schaffen“, meinte die Jugend-Europameisterin. Altersklassenrekord schwamm auch Lena Ludwig (SV Nikar Heidelberg/Jahrgang 2007) beim Sieg über 200m Brust (2:27,49).
Den Traum von der vierten Olympiateilnahme begraben musste derweil Marco Koch. Der 34-jährige Routinier von der SG Frankfurt wurde über 200m Brust in 2:13,19 Minuten Zweiter hinter Max Pilger (SG Essen/2:12,15). Zur Olympianorm fehlten dem früheren Welt- und Europameister damit rund dreieinhalb Sekunden.
Alle Deutschen Meister*innen vom Sonntag
200m Brust Männer: Max Pilger (SG Essen) 2:12,15
200m Brust Frauen: Lena Ludwig (SV Nikar Heidelberg) 2:27,49
200m Rücken Männer: Lukas Märtens (SC Magdeburg) 1:56,00
200m Rücken Frauen: Maya Werner (SV Nikar Heidelberg) 2:11,54
1500m Freistil Männer: Florian Wellbrock (SC Magdeburg) 14:42,28
800m Freistil Frauen: Isabel Gose (SC Magdeburg) 8:19,48
50m Schmetterling Männer: Luca Nik Armbruster (SG Neukölln) 23,30
50m Schmetterling Frauen: Angelina Köhler (SG Neukölln) 25,99
50m Freistil Männer: Artem Selin (SC Wiesbaden 1911) 21,90
50m Freistil Frauen: Nina Jazy (SG Essen) 24,91
Text: DSV-Homepage