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09.05.2023

Rollstuhlrugby: EM-Bronze knapp verpasst, Paralympics-Traum lebt

Am Ende fehlten in einem packenden kleinen Finale nur wenige Punkte für zwei große Ziele.

Jens Sauerbier und Steffen Wecke (v. l.)
© Bildnachweis: Nadine Bieneck

Gegen Dänemark spielte das deutsche Team bei der Rollstuhlrugby-Europameisterschaft in Cardiff (Wales) sowohl um Bronze als auch um die Qualifikation für die Paralympics 2024 in Paris. Trotz einer starken Leistung und eines aufopferungsvollen Kampfes verlor Deutschland knapp mit 51:53. Nach anfänglich großer Enttäuschung über den undankbaren vierten Platz kehrten recht schnell Zuversicht und neue Motivation zurück. Denn: Eine letzte Chance auf das Paralympics-Ticket hat das deutsche Team noch.

„Das war das spannendste Duell der EM und wohl die beste Leistung, die eine deutsche Mannschaft je bei einem Turnier gezeigt hat“, sagt Cheftrainer Christoph Werner über die Partie um Bronze gegen Dänemark. „Beide Teams waren auf Augenhöhe, es war packend und intensiv – nur leider mit dem falschen Ende für uns. Wir haben gezeigt, dass wir auf europäischem Top-Niveau mithalten können und ich bin begeistert von der Mannschaft.“ Während Dänemark zur Halbzeit knapp mit zwei Punkten führte, drehte das deutsche Team das Spiel im dritten Viertel, lag zunächst mit einem Punkt vorne und baute die Führung zwischenzeitlich auf zwei Punkte aus. „Da haben wir am Sieg geschnuppert. Dänemark wurde immer nervöser und ich war mir sicher, dass wir sie mit dem nächsten Nackenschlag knacken können“, berichtet Werner. Allerdings unterlief Deutschland ein ärgerlicher Fehler – und Dänemark war damit auch mental zurück im Spiel. Mit Beginn des letzten Viertels glichen die Dänen aus, gingen in Führung und brachten diese knapp über die Zeit.

„Die Enttäuschung war zunächst groß, wir hatten uns schon Chancen ausgerechnet. Besonders bei der Siegerehrung hat es noch einmal sehr wehgetan“, sagt Christoph Werner und fügt an: „Wir haben uns mit unseren Leistungen aber Respekt verschafft und unsere gute Entwicklung unterstrichen.“ Den Titel sicherte sich Frankreich im Finale gegen Gastgeber Großbritannien im gigantischen Principality Stadion, das für die Europameisterschaft einen hervorragenden Rahmen bot. Großbritannien war der deutsche Gegner im Halbfinale – auch hier hätte Deutschland mit einem Sieg eine EM-Medaille und das Paralympics-Ticket sicher gehabt. „In solchen Spielen fehlt es uns noch spürbar an der nötigen Erfahrung und an der Breite im Kader. Während die Briten häufig wechseln konnten, haben wir lange mit einer Linie durchgespielt, doch irgendwann fehlt es einfach an Power bei dem hohen Tempo“, resümiert Werner. So gewann der Gastgeber und Paralympics-Sieger am Ende deutlich mit 56:42.

Zuvor startete Deutschland nach Plan ins Turnier mit Erfolgen gegen Tschechien (60:44) und die Niederlande (54:48) sowie einer Niederlage zum Abschluss gegen den alten und neuen Europameister Frankreich (39:63). Honoriert wurden die guten Leistungen des deutschen Teams auch mit der Auszeichnung von Josco Wilke (2.0 Punkte) und Britta Kripke (1.0) als beste Spieler ihrer Klasse. „Das freut uns sehr für beide. Britta ist bereits seit 2014 in der Nationalmannschaft und hat das beste Turnier ihrer Karriere gespielt“, betont Cheftrainer Werner.

Die letzte Chance auf die Paralympics-Teilnahme bietet sich beim Qualifikationsturnier, das zwischen Januar und April 2024 an einem noch nicht festgelegten Ort ausgetragen werden soll. Dort geht es um die drei verbliebenen Tickets für die Spiele in Paris. „Zwei davon werden höchstwahrscheinlich an Kanada sowie an Australien oder Japan gehen. Wir spielen vermutlich um das dritte Ticket“, prognostiziert Werner. Härteste Konkurrenten werden wohl Brasilien und Neuseeland sein. „Unser Vorteil ist, dass wir uns stetig weiterentwickeln und immer besser werden. Wir sind voll motiviert und guter Dinge, dass wir uns beim Qualifikationsturnier mit dem letzten Matchball belohnen. Dafür werden wir alles geben.“

Text: Kevin Müller / DBS

Das deutsche EM-Aufgebot im Überblick:

Florian Bongard (29 / Bergisch Gladbach / RSG Koblenz), Justus Heinrich (23 / Arnstadt / RSB Thuringia Bulls), Marco Herbst (34 / Rendsburg / VfL Grasdorf), Britta Kripke (45 / Buchholz in der Nordheide / Alstersport e.V.), Yves Maubach (25 / Olpe / RSG Koblenz), Mascha Mosel (19 / Bremen / TSV Achim), Christian Riedel (52 / Stuttgart / RSC Frankfurt), Jens Sauerbier (36 / Magdeburg / SV Eiche Biederitz), Michael Volter (31 / Bad Nauheim / RSC Frankfurt), Steffen Wecke (38 / Steckby / SV Eiche Biederitz), Josco Wilke (21 / Leipzig / Leipziger Behinderten- und Reha-Sportverein)


www.dbs-npc.de/nachrichten-1061/rollstuhlrugby-em-bronze-knapp-verpasst-paralympics-traum-lebt.html


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