Zweierbob: Hansi Lochner erstmals auch Weltmeister im kleinen Schlitten!
• Berchtesgadener mit Georg Fleischhauer souverän vorn
• Francesco Friedrich / Alexander Schüller holen hauchdünn WM-Silber
• Christoph Hafer / Matthias Sommer undankbare Vierte
• René Spies: "Ein Super-Job des gesamten Teams"
© Bildnachweis: Viesturs Lacis
St. Moritz (bsd, hb/29.01.2023) Er hat's endlich geschafft: Hansi Lochner ist jetzt auch Zweierbob-Weltmeister, gemeinsam mit Georg Fleischhauer! Silber geht an Francesco Friedrich und Alexander Schüller.
26 Schlitten aus 17 Nationen waren bei den Zweierbob-Männern vor WM-Durchgang Nummer drei noch dabei: Die Junioren-Weltmeister Adam Ammour/Benedikt Hertel mussten nach einem Sturz in Lauf eins aufgeben, die Schweizer Friedli/Haas konnten ebenfalls nicht mehr antreten.
Johannes Lochner (BC Stuttgart Solitude) und Georg Fleischhauer (SC Potsdam) gingen bei nach wie vor Traumwetter als Erste in die Entscheidung des zweiten WM-Tages in St. Moritz-Celerina – nur vier Hundertstel "langsamer" als beim besten Lauf gestern. Ein enorm starker Run des Piloten vom Königssee, das zeigte sich sofort: Denn Francesco Friedrich (BSC Sachsen Oberbärenburg) und Alexander Schüller (SV Halle) konnten mit Start-Bestzeit, aber keiner hundertprozentig sauberen Fahrt, nicht zulegen: 69 Hundertstel Rückstand waren schon ein Brett, für den Olympiasieger. Nur 0,01 Sekunden hinter dem Dominanter dieses Sports im letzten Jahrzehnt kamen die Gastgeber um Michael Vogt und Sandro Michel ein – der Kampf um Silber versprach also nochmal große Spannung. Letztlich mischten auch noch Brad Hall und Taylor Lawrence (GBR) ums Podest mit, nur 14 Hundertstel hinter Rang 3. Für Christoph Hafer (BC Bad Feilnbach) und Matthias Sommer (BSC Winterberg) lag Bronze vor dem Finale bereits 0,24 Sekunden entfernt.
Souverän zum Titel "geflogen"
Es hätte viel schieflaufen müssen, für Hansi Lochner und Georg Fleischhauer – doch das bayerisch-thüringische Duo ließ mit einem "brutalen Ritt" zeitlich nichts mehr anbrennen: WELTMEISTER! Die beiden erzielten nochmal einen neuen Startrekord, im Ziel reichte die fünftbeste Laufzeit in diesem finalen Durchgang zum Sieg.
Nach viermal WM-Silber und zweimal -Bronze im kleinen Schlitten endlich also die erste Goldene für den Berchtesgadener, der seine Karriere nach dieser Saison beenden wird. Im Viererbob (nächste Woche WM ebenfalls in St. Moritz) war er 2017 daheim am Königssee zeitgleich mit Spezi "Franz" Friedrich Weltmeister geworden. Lochner legte die ganze Saison auf diese WM aus, bündelte sämtliche Kräfte, um diesen "letzten" Titel, der ihm noch fehlte, einzufahren. Vor allem an diesem geschichtsträchtigen Ort. Mit Erfolg.
Ein großes Kapitel
Der neue Weltmeister strahle im Ziel-Interview am BSD-Mikro: "Das bedeutet mir so viel, dieser Titel war der letzte Punkt, auf der To-Do-Liste in diesem Sport. Meine Güte, wie oft ich Zweiter wurde, das wurmt natürlich. Man will halt den Franz einfach irgendwann mal schlagen. Das war mein großes Ziel. Und ich wusste schon den ganzen Sommer über, dass ich das genau hier schaffen kann. Wir haben alles dafür getan und gegeben. Es hat geklappt. Mir fällt ein riesengroßer Stein vom Herzen, dass dieses Kapitel noch geklappt hat." Anschieber Georg Fleischhauer ergänzte: "Gleich in der ersten Saison mit Hansi dieser Erfolg, es ist Wahnsinn. Fast immer Startbestzeiten, das macht einfach richtig Spaß."
Friedrich/Schüller sicherten sich hauchdünn um eine Hundertstel Silber (+ 0,49) vor Platz 3, Bronze ging bei ihrem "Heimspiel" an die Eidgenossen Vogt/Michel (+ 0,50). Hafer/Sommer überholten mit einem Traumlauf noch die Briten Hall/Lawrence und kamen auf dem immer undankbaren 4. WM-Platz (+ 0,86) ein. Ein Sturz der Italiener Variola / Obou (19. / + 5,17) in der Zielkurve endete glimpflich.
Ein wenig zu viel Risiko
Francesco Friedrich sagte: "Wir können zufrieden sein, wir haben hier das Beste draus gemacht. Hansi war am Start besser, war in der Bahn besser, war konstanter, hatte das bessere Händchen beim Material. Wir haben heute nochmal alles in die Waagschale geworfen, sind hohes Risiko gegangen – das war wohl genau heute nicht das Richtige. Wir sind aber happy, diesen 2. Platz abgesichert zu haben und schauen jetzt zuversichtlich auf den Vierer nächste Woche."
Christoph Hafer sagte zu seinem Rennen: "Es ist gefühlt der tausendste 4. Platz, das ist mega undankbar. Aber der Abstand war schon deutlich. Darum kann man sagen, dass es die Drei da vorn verdient haben. Da waren wir einfach zu weit weg. Trotzdem gehen wir jetzt mit viel Selbstvertrauen in den Vierer.
"Dieser Titel freut uns alle"
Bundestrainer René Spies: "Nach all den Jahren ist das für den Hansi ein sehr sehr verdienter WM-Titel. Er war immer ein fairer Sportsmann, hat Franz stets gratuliert. In diesem Jahr war er im Zweier dominant. Dieser Titel freut uns doch alle. Auch der 2. Platz von Franz, die Physios haben nach seiner Verletzung eine Wahnsinnsarbeit abgeliefert. Die Anschieber Georg und Alexander haben einen Super-Job gemacht, das möchte ich besonders hervorheben."
– Fotos: Viesturs Lacis
– Text: Hans-Joachim Bittner
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