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16.05.2021

Rudern: Menzel und Thiele sichern sich die Olympiateilnahme

Am Rotsee in Luzern ging es heute um die letzten Plätze für die Olympischen Spiele in Tokio. Sechs der acht gestarteten Boote hatten noch die Chance, sich zu qualifizieren. Für drei Boote begann der Tag im Halbfinale, von denen ein Boot den Weg in die Finalläufe finden sollte. Am Ende des Tages reicht es nur für den Frauen-Doppelzweier – ein Ergebnis, welches nicht für breite Zufriedenheit sorgt, den derzeitigen Erwartungen jedoch entspricht.

Der Vierer ohne mit Maximilian Planer an Position 2.
© Bildnachweis: DRV/schurwanzpics

Frauen-Doppelzweier für Olympia qualifiziert
Nach dem Bahnverteilungsrennen am Vortag konnte man sich auf einen Dreikampf im Frauen-Doppelzweier zwischen Deutschland, mit Annekatrin Thiele (SC DHfK Leipzig e.V., Abteilung Rudern) und Leonie Menzel (Ruderclub Germania Düsseldorf 1904 e.V.), Großbritannien und Russland einstellen und so kam es auch. Nach 500 Metern waren die drei favorisierten Boote noch gleichauf. 500 Meter später mussten die Briten leicht abreißen lassen, waren aber noch in Schlagdistanz. Die Vorentscheidung fiel dann nach 1500 Metern. Das Duo aus Großbritannien lag zu dem Zeitpunkt bereits mehr als fünf Sekunden zurück. Auf den letzten Metern zogen die Russinnen noch an deutschen Boot vorbei und sicherten sich damit den Laufsieg. Für Menzel/Thiele zu verkraften, denn das Ticket zu den Olympischen Spielen löste das Duo auch mit dem zweiten Platz ein.

Für Annekatrin Thiel ist es damit die vierte (!) Teilnahme an den Olympischen Spielen. Überglücklich zeigte sie sich dementsprechend nach dem Rennen im Interview: „Ich bin einfach nur total erleichtert, weil wir das was wir uns vorgenommen haben auch umsetzen konnten.“ Für Leonie Menzel hingegen ist es in Tokio die erste Teilnahme an Olympischen Spielen: „Wir müssen das ganze jetzt erstmal eine Woche lang verdauen. Danach geht es zum Worldcup III, ins Trainingslager und dann schon nach Tokio.“ Der Deutsche Ruderverband beglückwünscht seine Athletinnen an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich.

Überraschung im Männer-Zweier ohne bleibt aus
Der Männer-Zweier ohne mit Friedrich Dunkel (Alster-Ruderverein Hanseat von 1925 e.V.) und Marc Kammann (Der Hamburger und Germania Ruder Club e.V.) eröffnete im ersten Halbfinale den Finaltag, bei dem die Dänen den besten Start erwischten. Nur die Briten konnten das hohe Tempo mitgehen und am Ende auch den Lauf für sich entscheiden. Das deutsche Duo heftete sich das gesamte Rennen an das drittplatzierte Boot aus Russland. Noch bei 1500 Metern lag man knapp eineinhalb Sekunden hinter dem so wichtigen dritten Platz für den Einzug in das Finale. Doch dank eines beherzten Schlussspurts konnten Dunkel/Kammann den Russen den dritten Platz entlocken und sich somit den Finalplatz sichern.

In diesem war dem Duo bewusst, dass es anstrengend wird. Keine drei Stunden lagen zwischen den beiden Läufen, sodass den Finalisten körperlich alles abverlangt wurde. Dunkel/Kammann merkte man die Belastung deutlich an. Vom Start weg konnte das Tempo der starken Dänen nicht mitgegangen werden. Im weiteren Rennverlauf war das Top-Quartett bestehend aus Dänemark, USA, Großbritannien und den Niederlanden davongezogen und man kämpfte mit den Polen um den fünften Platz, welchen man sich deutlich sichern konnte. Nur ein sehr kleiner Erfolg, da der Traum von Olympia hier für das junge Duo zu Ende geht. Die Olympia-Tickets gingen letztendlich verdient an die Boote aus den Niederlanden und Großbritannien. Für Dunkel/Kammann dennoch eine positive Erfahrung in einer noch jungen Karriere.

Männer-Vierer ohne ebenfalls nicht in Tokio dabei
Der deutsche Männer-Vierer ohne erwischte einen guten Start im Halbfinale. Nach 500 Metern führten Wolf-Niclas Schröder, Felix Wimberger, Maximilian Planer und Paul Gebauer (Ruder-Union Arkona Berlin 1879 e.V./ Passauer Ruderverein von 1874 e.V./Bernburger Ruderclub e.V./ Potsdamer Ruder-Club Germania e.V.) knapp. Südafrika übernahm ab der zweiten Streckenhälfte die Führungsposition ein. Daher entwickelte sich ein Dreikampf um die zwei Finalplätze zwischen Österreich, Deutschland und Ukraine. Doch auch Österreich gelang es sich leicht absetzen, sodass auf den letzten Metern ein Kopf-an-Kopf-Duell zwischen den Deutschen und Ukrainern entstand. Hinten heraus konnten die Ukrainer mehr Kräfte freisetzen und hatte einen besseren Schlussspurt als das deutsche Quartett. Mit eineinhalb Sekunden Rückstand auf den dritten Platz, belegt der deutschen Männer-Vierer ohne den vierten Platz, sodass der Traum von Olympia im Halbfinale platzte.

Halbfinalaus für Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier
Im letzten Halbfinallauf mit deutscher Beteiligung kämpften Marie-Louise Dräger (Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 e.V.) und Katrin Volk (Ulmer Ruder-Club 'Donau' e.V.) um den Einzug ins Finale im Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier. Zur Rennhälfte waren nur die Polinnen enteilt und es entwickelt sich ein interessantes Duell zwischen Deutschland, Südafrika, Australien und der Schweiz. Auf dem letzten Streckenabschnitt folgte ein kleiner Einbruch von Dräger/Volk. Das Duo konnte dem Tempo der Konkurrentinnen nicht mitgehen und verlor deutlich an Boden. Aber sie gaben sich nicht auf und versuchten die Lücke auf Platz drei zu schließen, was ihnen letztendlich nicht gelang. Am Ende belegen sie Platz vier und scheiden mit mehr als zwei Sekunden Rückstand auf den dritten Platz aus. Damit bleibt es für Dräger bei drei olympischen Teilnahmen in ihrer erfolgreichen Karriere.

Youngstar Föster verpasst Olympiaticket
Hochmotiviert ging Alexandra Föster (Ruderclub Meschede e.V.) im Frauen-Einer an den Start, gegen starke Konkurrenz aus Japan, Weißrussland und Griechenland. Nach einem starken Start blieb Föster bis 1500 Metern auf Schlagdistanz. Doch nach etwa 1300 Metern dann der große Einbruch. Föster verlor immer weiter an Boden und musste ihre Olympia-Hoffnungen mit ihren jungen 19 Jahren begraben. Die Griechin Kyridou unterdessen gewann den Lauf souverän und feiert mit der Weißrussin Tatsiana Klimovich die erfolgreiche Olympia-Qualifikation.

Bereits am Vortag ging Föster im Vorlauf an ihre körperlichen Grenzen, welche sie heute im Rennen spürte. Nach 1500 Metern merkte Föster die Folgen ihres vor kurzem krankheitsbedingten Trainingsrückstand. Die Herausnahme des Tempos war daher die logische Konsequenz. Nach dem Rennen war Föster spürbar enttäuscht. Ihr Trainer Sebastian Kleinsorgen zog ein erstes Fazit und nahm dabei seine junge Athletin in Schutz: „Es ist der erste große Rückschlag nach einem starken Aufstieg. Das ausgesprochene Ziel war ohnehin im Vorfeld Paris 2024 - Tokio in diesem Jahr wäre ein schöner Bonus gewesen.“

Olympia-Traum für den Frauen-Achter geplatzt
Früh mussten Tabea Schendekehl, Marie-Cathérine Arnold, Frauke Hundeling, Alyssa Meyer, Alexandra Höffgen, Pia Greiten, Michaela Staelberg und Melanie Göldner mit Steuerfrau Larina Hillemann (Ruderclub Hansa von 1898 e.V. Dortmund/Hannoverscher Ruder-Club von 1880 e.V./Deutscher Ruder-Club von 1884 e.V./Ruder-Club Tegel 1886 e.V./Neusser Ruderverein e.V./Osnabrücker Ruder-Verein e.V./Crefelder Ruder-Club/ Ruder-Club Potsdam e.V./ Lübecker Ruder-Gesellschaft von 1885 e.V.) im Frauen-Achter anerkennen, dass die Konkurrenz heute zu stark war. Vor allem China und Rumänien ruderten im Finale den anderen drei Booten davon. Bereits zur Rennhälfte betrug der Rückstand auf den zweiten Platz mehr als fünf Sekunden. Aufgeben war aber dennoch nie eine Option. Auf den zweiten 1000 Metern wurde das Tempo nochmal angezogen und die Niederländerinnen abgefangen, sodass das deutsche Großboot als drittes den Zielstrich überquerte. Damit verpasst der Frauen-Achter, trotz guter Moral auf den letzten Metern, um mehr als sieben Sekunden das Olympia-Ticket.

Fazit des DRV-Leistungssportes und Vorsitzenden Siegfried Kaidel
Nur eines der acht in Luzern an den Start gegangenen Boote konnte am Rotsee die Olympia-Qualifikation nachträglich perfekt machen. Im Gespräch mit Sportdirektor Mario Woldt, dem leitenden Bundestrainer Ralf Holtmeyer und dem 1. Vorsitzenden Siegfried Kaidel konnte man gemischte Gefühle entnehmen.

Sportdirektor Mario Woldt sagte am Nachmittag: „Im Gesamtbild entspricht es den Erwartungen. Sicherlich würden wir uns über mehr Qualifikationsplätze freuen, doch aktuell verfügen wir auch nicht über die Tiefe.“ Dem stimmte auch Holtmeyer zu: „Im mittleren Jahrgang haben wir einfach ein Loch.

Doch Sportdirektor Woldt fand auch aufmunternde Worte: „Für den nächsten Zyklus haben wir hier schon einen guten Grundstein legen können in einzelnen Bootsklassen. Insofern gucke ich da positiv auf die nächsten Jahre“ und ergänzt hinsichtlich der anstehenden Olympischen Spiele: „Auch wenn wir nur sieben Boote qualifiziert haben, können wir positiv sagen, dass diese ein hohes qualitatives Niveau aufweisen.“

Mit dem leitenden Bundestrainer Ralf Holtmeyer konnte das Ergebnis auch kritisch aufgearbeitet werden. „Ursprünglich hatten wir mal neun Boote für die Spiele angedacht, jetzt sind es sieben und das ist natürlich auch enttäuschend. Einen Fehler, den wir uns eingestehen können, ist, dass wir seit der Corona-Pandemie die Boote so gesehen haben, wie sie zu dem Zeitpunkt waren. Wir waren in Gedanken schon bei Olympia, dann kam die Verschiebung und wir haben nicht reagiert. Es gab keine individuellen harten Überprüfungen oder Regatten, wodurch wir in eine defensive Mentalität reingerutscht sind, die sich meiner Meinung nach nicht ausbezahlt hat.“

In der Verschiebung der Spiele sieht Holtmeyer auch Schwierigkeiten für die Athletinnen und Athleten. „Insbesondere für die älteren ist das natürlich auch eine Herausforderung zu sagen, dass man jetzt nochmal ein Jahr dranhängt.“ Positiv hingegen bewertet der leitende Bundestrainer die Entwicklung im Nachwuchs des Männer-Riemen-Bereich.

Positive abschließende Wort fand auch Kaidel für die letzten zwei nervenaufreibenden Tage. „Ich freue mich, dass wir mit dem Frauen-Doppelzweier nun noch ein siebtes Boot in Tokio am Start haben werden. Andere Mannschaften wie der Männer-Zweier, der Frauen-Einer und der Frauen-Achter, die jung besetzt sind, haben gute Leistungen geboten und ihre Perspektive schon für Paris 2024 gezeigt."

Der Blick richtet sich nun auch in Richtung des zweiten Weltcups, der bereits am kommenden Wochenende (21.05 – 23.05) ebenfalls in Luzern stattfinden wird.


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