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19.02.2020

Aktuelle Einschätzung in Bezug auf die Coronavirus Epidemie

Zum Umgang mit Athlet*innen, die sich zuletzt in China/Asien aufgehalten haben

© Bildnachweis: DOSB

(DOSB-PRESSE) Prof. Bernd Wolfarth, Mannschaftsarzt des DOSB, gibt in regelmäßigen Updates eine aktuelle Einschätzung in Bezug auf die Coronavirus Epidemie.

„Die Situation bezüglich des Coronavirus in China zeigt zunehmend deutlich ansteigende Zahlen von Erkrankten. Die Ausbreitungsgebiete werden größer und die Quarantänemaßnahmen werden ausgedehnter.

Für eine Planung von Wettkämpfen und Trainingslagern hat dies große Relevanz.

Wie bereits vor einer Woche berichtet, raten wir von Reisen nach China, unabhängig von der Region, derzeit definitiv ab. Es gibt eine Reihe von Gründen, aktuell Wettkämpfe und Trainingslager in China auszusetzen. Nicht nur wegen der gesundheitlichen Gefahren, die teilweise noch überschaubar zu sein scheinen, sondern vor allem auch wegen zahlreicher logistischer Probleme und völlig unklarer Rückreiseoptionen bzw. Quarantänerisiken.

Hierzu einige Erklärungen:

  • Die Zahl der Infizierten steigt derzeit noch immer massiv an. Täglich kommen neue potenzielle Risikogebiete in China hinzu. Die chinesische Regierung hat eingreifende Maßnahmen umgesetzt, die die Reisefreiheit der Bevölkerung (nicht nur der chinesischen) aufhebt. Es ist zu erwarten, dass mit Ausbreitung der Epidemie weitere Gebiete mit Reiseeinschränkungen hinzukommen können. Welche dies sein könnten, ist nicht absehbar. Hinzu kommt, dass zahllose Fluglinien ihre Verbindungen nach China eingestellt haben. Es ist durchaus möglich, dass eine Reise nach China noch organisiert werden könnte, die Ausreise hingegen aber blockiert wird, sei es durch Auflagen der chinesischen Regierung oder durch das schlichte Fehlen von Flugkapazitäten.

  • Reisende aus China müssen damit rechnen, in den Zielländern in Quarantäne genommen zu werden. Kürzlich wurde in der Presse berichtet, dass die chinesische Frauennationalmannschaft in Australien in Quarantäne genommen wurde. Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, setzten ähnliche Maßnahmen für Menschen, die aus Risikogebieten in China zurückkehren, um. Auch dadurch ist mit erheblichen Einschränkungen der persönlichen Freiheit zu rechnen.

Vermehrt bekommen wir Anfragen, wie mit rückkehrenden Athlet*innen aus China bzw. Asien umzugehen ist. Hierzu hat das Robert-Koch-Institut (RKI) eine aktuelle Information für die Maßnahmen im Verdachtsfall veröffentlicht.

Aktuell sollte prinzipiell nur getestet werden, wenn Kontakt mit nachweislich Erkrankten plus Symptome (allg. Infektzeichen, insbesondere akute respiratorische Symptomatik) gegeben sind. Eine zweite zu berücksichtigende Konstellation sind Rückkehrende aus Risikogebieten, welche Symptome (allg. Infektzeichen, insbesondere akute respiratorische Symptomatik) aufweisen. Zu den expliziten Risikogebieten zählen aktuell die Provinz Hubei inkl. Wuhan und die Städte Wenzhoo, Hangzhou, Neningbo und Taizhou. Anders wird dies von der europäische Gesund-heitsbehörde ECDC gesehen, die in der Zwischenzeit Gesamt-China zur Risikozone erklärt.

Für Einrichtungen, die Wettkämpfe ausrichten und Gäste aus China erwarten, empfehlen wir, frühzeitig mit dem zuständigen Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen.

  • Diese Kontaktaufnahme sollte im Vorfeld der Anreise der Teilnehmer geschehen. Zuständig ist das Gesundheitsamt des Landkreises, in dem die Veranstaltung stattfindet. Über diesen Link, können Sie das zuständige Gesundheitsamt ermitteln.

  • Gegebenenfalls wird über das Gesundheitsamt eine Quarantänemaßnahme und/oder eine Testung veranlasst. Solchen Vorgaben ist dann verpflichtend Folge zu leisten.

Für Einrichtungen, die ihre eigenen Athlet*innen aus einem der oben genannten Risikogebieten in China zurückerwarten, empfehlen wir eine häusliche Quarantäne für 14 Tage. Dies erscheint erforderlich, weil auch noch nicht symptomatische Patient*innen die Erreger hoch effektiv übertragen können. Die Übertragungsrate bei dieser Erkrankung scheint sehr hoch zu sein. Wenn solche Athlet*innen, oder auch Athlet*innen, die aus anderen Regionen Chinas kommen, auch nur unspezifisch (leichte Infektzeichen etc.) symptomatisch werden, ist eine umgehende Vorstellung bei einem Arzt mit infektiologischer Erfahrung unter Hinweis auf die Reiseanamnese angezeigt.

  • Verschiedene Einrichtungen bieten zwar Tests auf den Erreger an, aber ein negativer Test ist kein Ausschluss einer Infektion. Dies liegt zum einen daran, dass nicht zu jedem Zeit-punkt nach Infektion der Erreger nachweisbar ist und zum anderen, dass Untersuchungs-material, das bei Gesunden abgenommen werden kann (Nasen-Rachenabstriche), manchmal auch falsch negative Befunde liefert. Zuverlässigere Materialien können aber nur bei symptomatisch Erkrankten gewonnen werden. Daher verkürzt auch ein negativer Test die Quarantäne nicht.


Bis wann sich die Situation ändern wird, ist im Augenblick unklar. Solange die Anzahl der Infizierten weiter steigt, wird sich an unserer Empfehlung, keine Reise nach China zu unter-nehmen, nichts ändern. Erst wenn die Zahlen der Infizierten wieder nachvollziehbar und signifikant sinken, kann möglicherweise abgeschätzt werden, inwiefern die obigen Vorgaben sukzessive gelockert werden können.

Wir werden weiterhin täglich die Situation analysieren und stehen diesbezüglich auch in engem Kontakt mit dem Robert-Koch-Institut. Sobald absehbar ist, dass bestimmte Gebiete sicher sind, wird dies über die Presse oder auch direkt durch uns kommuniziert. Bis dahin empfehlen wir, konsequent von jeglichen Reisen nach China oder über chinesische Reiseknotenpunkte abzusehen.“


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